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Sind Kryptowährungen echtes Geld?

Bitcoin ist wahrscheinlich die bekannteste Kryptowährung. Was ist eine Kryptowährung? Das Museum zieht den Vergleich mit dem Stein von Yap, einer bemerkenswerten Art von Warengeld.

Cyrptomonnaies

In Kürze

Kryptowährungen kombinieren elektronisches Geld mit einer Art Verschlüsselung. Die dafür verwendete Technologie heißt Blockchain. In einer Blockchain werden die Informationen über aufeinanderfolgende Transaktionen in einer Kette gespeichert. Die Integrität der Kette wird dadurch gewährleistet, dass die Daten gemeinsam genutzt und in Registern gespeichert werden, die von allen Teilnehmern eingesehen werden können.

Kryptowährungen weisen also eine Reihe von Merkmalen auf, die auch bei einer auffälligen Form von Warengeld im Museum zu finden sind: dem Yap-Stein.

Das Fehlen einer zentralen Behörde – im Falle von Geld einer Zentralbank, die dafür sorgt, dass das Geld seinen Wert behält – bedeutet jedoch, dass der Wert von Kryptowährungen stark schwanken kann. Ist es also echtes Geld?

Die Länder des Eurosystems sind auf jeden Fall an der verwendeten Technologie (Blockchain) interessiert und prüfen die Möglichkeit, selbst eine digitale Währung herauszugeben, die jedoch genauso zuverlässig und stabil ist wie der Euro, wie wir ihn heute kennen.

Cryptomonnaies
© [vegefox.com] /Adobe Stock

Die Begriffe „Kryptowährung“, „Kryptogeld“ und „Cryptocurrency“ stammen vom griechischen Wort „Kruptos“, was „versteckt“ oder „geheim“ bedeutet. Kryptogeld kombiniert elektronisches Geld mit einer Form der Verschlüsselung (Kryptographie). Die Verschlüsselung stellt sicher, dass Gelder und Transaktionen mit Kryptogeld gesichert sind. Die dafür verwendete Technologie wird als Blockchain (englisch für Blockkette) bezeichnet.

In einer Blockchain werden die Informationen über aufeinanderfolgenden Transaktionen in einer Kette gespeichert und verschlüsselt. Die Integrität der Kette wird durch die gemeinsame Nutzung und Aufzeichnung der Daten in dezentralisierten und synchronisierten Registern („Ledger“) gewährleistet. Die Informationen werden gemeinsam genutzt, können aber nicht kopiert oder geändert werden. Die Technologie kann dazu verwendet werden, die Integrität nicht nur von Finanztransaktionen, sondern auch von Besitzurkunden, Vereinbarungen und anderen Daten zu gewährleisten.

Neue Anwendungen der Blockchain werden heute intensiv untersucht, auch vom Finanzsektor. Die Zentralbanken untersuchen die Möglichkeit, Kryptogeld eventuell selbst in Umlauf zu bringen, z.B. um Kontrolle über den Geldumlauf zu behalten, wenn der Anteil der Banknoten an der gesamten Geldmenge weiter abnimmt, oder um eine neue Reservewährung zu schaffen.

Die Besonderheit der gegenwärtigen Formen des Kryptogeldes und der Blockchaintechnologie besteht darin, dass keine zentrale Behörde beteiligt ist und dass es keine zentrale Registrierung gibt. Auch die Bitcoin, die bekannteste Form von Kryptogeld, basiert auf diesem Prinzip. Bitcoins werden durch das sogenannte Schürfen („Mining“) hergestellt. Die Teilnehmer müssen komplexe Algorithmen lösen und werden mit den so entstandenen neuen Bitcoins vergütet. Das System ist so konzipiert, dass nur eine begrenzte Anzahl von Bitcoins in Umlauf gebracht werden kann - außerdem nimmt die Anzahl der Bitcoins pro Vergütung mit der Zeit exponentiell ab - und die Schwierigkeit des Schürfens steigt, je mehr Schürfer teilnehmen.

Das Fehlen einer zentralen Behörde - wenn es um Geld geht, einer Zentralbank, die sicherstellt, dass das Geld seinen Wert behält - hat zur Folge, dass der Wert der Bitcoin sehr volatil ist, mit einem Kurs in "echtem" Geld, der in kurzer Zeit enorme Höhen und Tiefen aufweisen kann. Kryptogeld wird daher von den meisten Ökonomen nicht als Geld, sondern als Tauschmittel oder sogar als eine Form der Spekulation betrachtet.

Cryptomonnaies
© [Tierney] /Adobe Stock

Der Wert muss tatsächlich stabil sein, um die drei Funktionen des Geldes erfüllen zu können:

  1. Tauschmittel: Geld ist ein allgemein anerkanntes (Zwischen-)Gut, das materiell oder immateriell sein kann und einen direkten Austausch von Gütern überflüssig macht
  2. Rechnungseinheit: Geld ist eine einheitliche Einheit, um den Wert von Waren und Dienstleistungen auszudrücken und sie zu vergleichen
  3. Wertaufbewahrungsmittel: Geld ist ein Speichermedium, um wirtschaftlichen Wert und Kaufkraft in die Zukunft zu übertragen.

Das Steingeld auf den Yap-Inseln

Kryptogeld ist also kein echtes Geld, aber es hat auffallende Ähnlichkeiten mit einer alten Form von Warengeld. Geld, das geschürft wird („Mining“), das nicht von einer staatlichen Institution kontrolliert wird, deren Transaktionen eine ununterbrechbare Kette („Blockchain“) bilden, die von einer Gemeinschaft verwaltet und an einem für alle sichtbaren Ort („Hauptbuch“ oder „Ledger“) aufbewahrt wird. Tatsächlich erfüllt die Bitcoin all diese Merkmale. Dies gilt aber auch für das Steingeld von Yap, einem kleinen Archipel in Mikronesien

Bis ins 20. Jahrhundert paddelten die Einwohner von Yap auf die 400 Kilometer entfernte Insel Palau im Pazifischen Ozean zu. In Palau bauten sie Aragonit ab, ein Kalkgestein, das auf ihrer eigenen Insel unbekannt war und für sie von großem Wert war. Die Steine wurden in Scheiben gehauen, die mehrere Tonnen wiegen und bis zu mehrere Meter hoch sein konnten.

Die Reise nach Palau war jedoch nicht ungefährlich. Viele ließen dabei ihr Leben oder kamen versehrt zurück. Dies spielte eine Rolle bei der Bestimmung des jedem Stein zugewiesenen Wertes. Wenn während einer Reise viele Risiken eingegangen wurden oder es Opfer gab und der Abbau schwierig war, hatte ein Stein einen größeren Wert. Neben der Größe und der Schönheit des Steins spielten bei seiner Wertbestimmung auch die mit dem Stein als solche verbundenene Geschichte (Alter, Risiken und Probleme beim Abbau und Transport) und der soziale Status des Geschäftspartners eine Rolle. So hatten Steine, die durch die Hände wichtiger Personen gegangen waren, einen höheren Wert.

La monnaie de pierre aux îles Yap
Yap-Stein in unseren Sammlungen © Museum der Belgischen Nazionalbank
Plaque d'immatriculation de l'Etat deYap
Autokennzeichen des Staates Yap, das das Muster eines Steins aufgreift © Museum der Belgischen Nazionalbank

Die Steine befanden sich an einer gut sichtbaren Stelle, oft auf dem Dorfplatz, am Strassenrand oder vor einem Haus. Die Steine, die ihren Besitzer wechselten, wurden nämlich - auch aus praktischen Gründen, angesichts ihrer Größe - im Allgemeinen nicht fortbewegt. Die ganze Gemeinschaft war sich der Geschichte und der Eigentumsrechte jedes Steins bewusst, und dieses Wissen wurde mündlich weitergegeben. Die Bitcoin? Nichts Neues unter der Sonne!

Das Museum der Nationalbank kann zwar keine Bitcoins ausstellen - das wäre auch nicht möglich, weil es sich um virtuelles Geld handelt - aber es stellt eine schöne Kopie des Yap-Steins aus. Die ideale Gelegenheit, auf Kryptogeld näher einzugehen!

Bibliographie